Bettenrichtwert von 13,5% für die Region Zofingen
30.9.2022
Der Vorstand des Regionalverbands zofingenregio hat an seiner Sitzung vom 23. September 2022 beschlossen, beim Departement für Gesundheit und Soziales (DGS) des Kantons Aargau für die Legis-latur 2022 bis 2025 einen Bettenrichtwert von 13,5 Prozent zu beantragen. Dies bedeutet, dass 13,5 Prozent aller über 80-Jährigen ein Pflegebett zur Verfügung haben. Bei den betroffenen Alters- und Pflegeeinrichtungen in der Region wurde im Vorfeld eine Anhörung durchgeführt – sie sind gross-mehrheitlich mit dem Entscheid einverstanden.
„Die Planungsregionen sind zuständig für die Planung der Pflegebetten für die Einwohnenden der Region“, erklärt Markus Wüthrich, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Pflegebereich des Regionalver-bands zofingenregio, zu deren Aufgaben die periodische Überprüfung des regionalen Bettenricht-werts gehört. „Ausgangslage für die Pflegebettenplanung sind die Vorgaben des Regierungsrats. Aus-serdem stützen wir uns bei der Überprüfung des Bettenrichtwerts auf die in der kantonalen Pflege-verordnung festgelegten Kriterien“, so Markus Wüthrich.
Mehr gesunde über 80-Jährige
Die demografische Entwicklung bis 2040 in der Region Zofingen sei eine besondere, meint Markus Wüthrich. Die Zahl der jüngeren Menschen steigt stärker, die der betagten Menschen weniger stark als im kantonalen Mittel. Gemäss der kantonalen Bevölkerungsstatistik lebten 2020 insgesamt 3302 Ein-wohnerinnen und Einwohner in den Gemeinden von zofingenregio, die 80 Jahre oder älter sind. Im Jahr 2040 werden es laut Prognose 7010 sein. Aber: „Der Anteil der Gesunden unter den 80-Jährigen und Älteren steigt stetig. Dies senkt den relativen Bedarf nach Pflegebetten für diese Altersgruppe“, erklärt Markus Wüthrich. Und: Die demografische Entwicklung wird ihren Höhepunkt etwa 2045 über-schreiten; anschliessend wird der Bedarf nach Pflegeheimangeboten wieder rückläufig sein.
Pflegeheim als letzte Zuflucht
Ebenso unverändert gilt die Erkenntnis, dass betagte Menschen möglichst lange selbstständig woh-nen möchten, wenn nötig mit ambulanter Unterstützung oder in altersgerechten Wohnungen mit Dienstleistungen. Diese Entwicklung wird durch die immer kürzer werdende Aufenthaltsdauer der Heimbewohnenden bestätigt. „Mit der Regionalisierung der Spitex-Organisationen im Gebiet von zofingenregio wurde zudem die Leistungsfähigkeit der ambulanten Versorgung massgeblich verbes-sert und der Druck auf Heimplatzierungen reduziert“, führt Markus Wüthrich aus.
Hoher Anteil Pflegestufen 0 bis 3
Die Pflegeheime in zofingenregio leisteten im Jahr 2020 gemäss Controllingdaten des DGS rund 25 Prozent ihrer Pflegetage für Bewohnende in den Pflegestufen 0 bis 3. „Dieser Wert ist im gesamt-schweizerischen Mittel hoch“, so der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Pflegebereich. „Der Pflege- und Betreuungsbedarf dieser Bewohnenden könnte in alternativen Wohn- und Betreuungsangeboten abgedeckt werden.“
Gute Auslastung der Heime
Die effektive Belegung der Heime in der Region Zofingen lag 2020 im Durchschnitt bei 96,7 Prozent und erreichte damit praktisch den vom DGS vorgegebenen Soll-Wert von 97 Prozent. „In dieser Aus-lastung sind aber auch die Pflegetage für die vielen zugewanderten Bewohnenden aus anderen Regi-onen sowie für solche mit geringem Pflegebedarf enthalten“, erläutert Markus Wüthrich. Ohne sie würde die durchschnittliche Auslastung auf rund 65 Prozent sinken. „Diese Auslastung lässt viel Spiel-raum nach oben.“ Vor diesem Hintergrund, aber auch aufgrund der angespannten wirtschaftlichen und personellen Perspektiven empfehle sich eine restriktive Haltung in der Pflegeheimplanung. Zumal Erfahrungen zeigen, dass Umbauten oder Umnutzungen von Pflegeheimen in der Regel mit hohen Investitionskosten verbunden sind.
Versorgungsregion zofingenregio
„zofingenregio bildet eine Versorgungsregion“, erklärt Markus Wüthrich. „Alle Pflegeheime stehen allen Einwohnenden zur Verfügung, und die Schaffung neuer Pflegebetten erfolgt in einer gemeinsa-men Strategie.“ In der Region Zofingen gab es 2020 gemäss Pflegeheimliste des DGS 746 Pflegebetten. „Bei konsequenter Umsetzung der Strategie ambulant und stationär wären im Mittel aber nur 502 Pflegebetten nötig gewesen“, erklärt Markus Wüthrich. Bis 2035 seien genügend Betten vorhanden, erst danach gebe es wieder Bedarf. Es müssten also weder Pflegebetten abgebaut noch aufgebaut werden. Grundsätzlich würden so viele Pflegebetten wie nötig und so wenige wie möglich geschaffen. Bei der Bereitstellung neuer Pflegebetten werden Synergien gesucht; neue Angebote werden in nut-zungsflexiblen Strukturen geschaffen; die Strategie „ambulant und stationär“ wird weiter vorangetrie-ben.