Panorama

Lidl-Verteilzentrum Roggwil BE: zofingenregio-Gemeinden erhalten ihre Einsprachen aufrecht

12.4.2021

Bereits im Juni 2020 hatten die Gemeinden Brittnau, Murgenthal, Pfaffnau, Reiden, Roggliswil und Rothrist koordiniert Einsprache gegen die Zonenplanänderung Brunnmatt für das geplante Lidl-Verteilzentrum in Roggwil BE eingereicht. In der Zwischenzeit wurde das Projekt nicht nur mit fast 30 Einsprachen überhäuft – die Gemeinde Roggwil und Lidl haben es auch inhaltlich angepasst. Dem Hauptkritikpunkt der zofingenregio-Gemeinden wurde allerdings noch immer nicht nachgekommen. Die sechs Gemeinden erhalten ihre Einsprachen daher weiterhin aufrecht.

 

Hauptargument der zofingenregio-Gemeinden ist und bleibt das fehlende Richtplanverfahren: «Die geplante Zonenplanänderung hat grosse Auswirkungen über die Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinaus», sagt Hans-Ruedi Hottiger, Präsident des Regionalverbands zofingenregio. Beim geplanten Lidl-Verteilzentrum handle es sich um ein Grossvorhaben, von dem die Einsprache erhebenden zofingenregio-Gemeinden unmittelbar und wesentlich betroffen seien, belastet doch der Schwerverkehr zahlreiche Wohnquartiere in diesen Gemeinden. «Es muss zwingend eine übergeordnete Planungsgrundlage im kantonalen bernischen Richtplan und damit eine überkantonale Abstimmung geben», fordert Hottiger. «Das ist gesetzlich vorgeschrieben.» 

 

Erneute Auflage der Zonenplanänderung

 

Das geplante neue, 700 Meter lange und 100 Meter breite Lidl-Verteilzentrum hätte ursprünglich täglich bis zu 700 Lastwagenfahrten verursacht. Der Schwerverkehr soll zum grössten Teil über die Autobahnanschlüsse Reiden und Rothrist erfolgen. Die Nutzung der in Roggwil vorhandenen Gleisanlagen – Anschlussgleise und Verladeanlagen – war nicht vorgesehen. In der Zwischenzeit haben die Gemeinde Roggwil und Lidl ihr Vorhaben angepasst: Der Schwerverkehr wird reduziert, und die Bahnanlagen in Roggwil werden – in untergeordnetem Mass – in die Planung einbezogen. Die angepasste Zonenplanänderung lag bis Anfang April erneut öffentlich auf. 

 

Keine Verbesserung für zofingenregio-Gemeinden

 

Gemäss Lidl ergäben sich neu «erheblich weniger Fahrten Richtung Reiden». «Das bedeutet, dass die Ortsdurchfahrt Roggwil weniger stark belastet wird, während die Situation Richtung Murgenthal – Rothrist wohl keine wesentliche Verbesserung erfährt», so Hottiger. «Weiterhin zweifelhaft ist auch, ob und in welchem Mass der Autobahnanschluss Rothrist über Kapazitäten verfügt, um den durch Lidl verursachten Schwerverkehr zu bewältigen», sagt der zofingenregio-Präsident. Zudem sei auch immer noch kein Nachweis erbracht, dass sich die Gleisanlagen in Roggwil tatsächlich eignen und auch verwendet werden dürfen. Ob das volle Potenzial der Bahn – auch unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit – ausgeschöpft werde, müsse von Seiten von zofingenregio weiterhin bezweifelt werden.

 

Geld für Verkehrssicherheit

 

Als irritierend bezeichnet Hottiger die finanziellen Zugeständnisse, die Lidl Anfang Jahr der Gemeinde Roggwil gemacht hat: Lidl ist bereit, bis zu einer Million Franken zu bezahlen, wenn die Verkehrssicherheit durch das Vorhaben in einem Masse beeinträchtigt wird, dass entsprechende Verkehrssicherheitsmassnahmen nötig werden. Das sei nicht nachvollziehbar, äussert sich Hottiger. Denn «gemäss den ursprünglichen Abklärungen und Gutachten wurde davon ausgegangen, dass die Auswirkungen in der Gemeinde Roggwil unerheblich und zusätzliche Massnahmen mit grosser Wahrscheinlichkeit unnötig sind. Was stimmt denn nun?», fragt der zofingenregio-Präsident und zeigt sich erstaunt, dass zur Gewährleistung der Sicherheit in den ebenfalls wesentlich betroffenen Gemeinden des Regionalverbands zofingenregio weiterhin keine entsprechenden Überlegungen vorgenommen werden. 

 

Die sechs zofingenregio-Gemeinden halten ihre Einsprachen gemeinsam aufrecht und ergänzen sie in einigen Punkten. «Wir fordern weiterhin eine genaue Überprüfung der Situation», so Hottiger.