Panorama

zofingenregio-Gemeinden reichen koordinierte Einsprache zum Lidl-Verteilzentrum in Roggwil BE ein

10.6.2020

Bereits im November 2019 hatten sowohl der Regionalverband zofingenregio als auch verschiedene Gemeinden im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens Anträge zum geplanten Lidl-Verteilzentrum in Roggwil BE eingebracht. Seit dem 7. Mai 2020 liegen nun die Unterlagen der Gemeinde Roggwil für die Umsetzung des Verteilzentrums öffentlich auf. Nach den von den Gemeinden gewünschten Anpassungen sucht man darin jedoch vergeblich. Deshalb haben die Gemeinden Brittnau, Murgenthal, Pfaffnau, Reiden, Roggliswil und Rothrist koordiniert Einsprache gegen die Zonenplanänderung Brunnmatt in Roggwil eingereicht.

 

«Es scheint, als würden beim Kanton Bern und der Gemeinde Roggwil erhebliche Sachzwänge bestehen, das Lidl-Verteilzentrum unbedingt anzusiedeln», sagt Hans-Ruedi Hottiger, Präsident des Regionalverbands zofingenregio. «Nur so kann ich mir erklären, dass auf die gesetzlich vorgeschriebene, übergeordnete Planungsgrundlage im kantonalen bernischen Richtplan verzichtet werden soll.» 

 

Offene Fragen bezüglich Verkehrssicherheit

 

Durch das Weglassen des Richtplanverfahrens habe eine Abstimmung mit überkantonalen Interessen nicht oder nur ungenügend erfolgen können, so Hottiger. Beispielsweise liege keine Beurteilung des Bundesamts für Strassen (ASTRA) zur Ein- und Ausfahrt auf die Autobahn in Reiden vor, über die rund ein Viertel des Schwerverkehrs aus Roggwil abgewickelt werden soll. Ob die sicherheitstechnischen Anforderungen eingehalten sind, sei unklar. Willi Zürcher, Gemeinderat aus Reiden, macht sich deshalb Sorgen um die Verkehrssicherheit: «Das Linksabbiegen nach der Ausfahrt Richtung Roggwil kann insbesondere für LkWs problematisch sein. Rückstaus auf die Autobahn und entsprechend gefährliche Situationen können nicht ausgeschlossen werden. Damit die Sicherheit gewährleistet bleibt, braucht es deshalb zwingend eine Einschätzung des ASTRA.»

 

Mangelhaftes Verkehrsgutachten

 

Zudem seien die Grundannahmen und die Prognosen des Verkehrsgutachtens zur Zonenplanänderung schlicht falsch, sagt Ralph Ehrismann, Gemeindeammann von Rothrist. «Die offiziellen, aktuellen Zählungen des Kantons Aargau auf der K 101 übertreffen bereits heute den im Verkehrsgutachten geschätzten Prognosewert für das Jahr 2030.» Allgemein wird dem Verkehrsgutachten mangelnde Objektivität vorgeworfen: «Die Zahlen wurden von Lidl übernommen und von den Bewilligungsinstanzen nicht in der nötigen Tiefe kritisch überprüft.» 

 

Lidl setzt nicht auf die Bahn

 

Im Gegensatz zu Verteilzentren anderer Detailhändler spielt die Bahn beim geplanten Lidl-Verteilzentrum in Roggwil keine Rolle, obwohl der Standort unmittelbar an der Bahnlinie liegt und über ein Anschlussgleis verfügt. «Das ist für mich besonders störend, und ich sehe hier einen Widerspruch zum Konzept für den Gütertransport auf der Schiene des Bundesrats», führt Thomas Grüter, Gemeindepräsident von Pfaffnau, stellvertretend für alle Gemeinden aus.

 

«Die geplante Zonenplanänderung hat grosse Auswirkungen über die Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinaus», sagt Hans-Ruedi Hottiger. «Deshalb hätte sie zwingend in einem kantonalen Richtplan festgesetzt werden müssen. Wir sind zuversichtlich, dass diese Botschaft mit unserer koordinierten Einsprache nun ankommt.»