Panorama

Job dank Bewerbungsdossier-Werkstatt

27.2.2024

Zoja Garus ist glücklich: „Ich habe zu essen und zu trinken, ein schönes Zimmer und nun habe ich auch noch eine Arbeit gefunden.“ Seit drei Monaten ist die 66-jährige Ukrainerin als Küchenhilfe im Hotel Zofingen angestellt. An fünf Tagen in der Woche erledigt sie dort jeweils vier bis sechs Stunden lang den Abwasch. Manchmal darf sie auch noch zusätzlich am Abend helfen. „Das mache ich sehr gerne, denn ich bin so froh, dass ich arbeiten kann“, erzählt Zoja. „Die Arbeit macht mir Freude. Wenn ich arbeite, dann lebe ich!“

 

Die Stelle im Hotel Zofingen hat Zoja Garus mithilfe eines Arbeitsintegrationsangebots gefunden. Seit vergangenem Jahr arbeitet die Regionale Integrationsfachstelle Zofingen mit der Stiftung Wendepunkt in Oftringen zusammen, die unter anderem eine Bewerbungsdossier-Werkstatt betreibt. „Dank der befristeten Zusatzfinanzierung des Kantons Aargau innerhalb des Programms S konnten wir 2022 in einem Teilpensum eine Projektassistentin Ukraine anstellen“, erzählt Maria Weber, Leiterin der Regionalen Integrationsfachstelle Zofingen. Diese zusätzlichen personellen Ressourcen ermöglichen es, Personen mit Schutzstatus S im Rahmen der Bewerbungsdossier-Werkstatt gezielt zu unterstützen. Vanessa Leu, die Projektassistentin Ukraine der Regionalen Integrationsfachstelle, hilft regelmässig am Freitagnachmittag Ukrainerinnen und Ukrainern beim Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen. Die Räumlichkeiten sowie die dafür nötige Infrastruktur wie PCs, Drucker und Scanner stellt die Stiftung Wendepunkt zur Verfügung; eine Übersetzerin wird von der Regionalen Integrationsfachstelle gestellt. „Viele Personen haben so eine Stelle gefunden, die meisten zunächst temporäre Anstellungen“, berichtet Maria Weber.

 

„Ich war sicher, dass ich eine Stelle finden kann“

 

Zoja Garus erfuhr von einem Bekannten von der Bewerbungsdossier-Werkstatt. „So konnte ich meinen Lebenslauf erstellen, professionelle Fotos machen und wurde gefragt, als was ich gerne arbeiten würde“, berichtet Zoja. „Da ich mir in den Kopf gesetzt hatte, in der Küche zu arbeiten, hatte ich am Schluss ein Bewerbungsdossier für eine Küchenhelferin oder Abwäscherin in der Hand. In dem Moment war ich sicher, dass ich eine Stelle finden kann.“ Kurze Zeit später war im Hotel Zofingen eine Stelle als Abwäscherin ausgeschrieben. „Ich nahm meine Bewerbungsunterlagen und ging direkt dorthin“, erzählt Zoja Garus. „Ich war sehr aufgeregt, hatte auch ein bisschen Angst, weil ich kein Deutsch spreche.“ Dann sei aber eine sehr nette Dame an der Rezeption gewesen, die ihre Unterlagen entgegengenommen hat. „Nach einer Woche konnte ich mich vorstellen gehen und habe den Job bekommen. Ich war so froh!“

 

Inzwischen fühlt sich Zoja sehr wohl im Hotel Zofingen: „Ich bin glücklich, dass ich in diesem tollen Team arbeiten darf. Die Leute sind nett, überhaupt in der Schweiz. Dafür bin ich sehr dankbar!“ Wie im Paradies fühle sie sich manchmal. „Die Schweiz ist ein tolles Land mit netten Menschen, die ihr Land schätzen und sich darum sorgen. Es geht hier darum, sich selbst und das Land zu verbessern. Das ist echter Patriotismus!“

 

„Ich musste meinen eigenen Weg suchen“

 

In ihrer Heimat, der Ukraine, hat die ausgebildete Ökonomin für Buchhaltung in der Landwirtschaft anderes erlebt. Geboren und aufgewachsen im Dorf Asiivka in der Nähe von Charkiw, musste die Witwe und Mutter von zwei Töchtern (43 und 34 Jahre alt) miterleben, wie im März 2022 ihr Wohnquartier immer wieder von den Russen bombardiert wurde. „Die Behörden empfahlen uns, unsere Häuser zu verlassen, und organisierten Transporte für die Evakuierung“, erzählt Zoja. Also entschied sie sich, ihr Land zu verlassen, kam zunächst nach Polen, dann über Dresden in die Schweiz. „Überall wurden wir freundlich empfangen, man hat uns geholfen. Ich hatte ja nur einen Rucksack mit meinen Dokumenten dabei. Dafür bin ich sehr dankbar!“, betont Zoja immer wieder. 

 

Da ihre jüngere Tochter bereits vorher in die Schweiz geflohen war, kam auch Zoja hierher, wohnte einen Monat bei ihrer Tochter in Baden, entschied sich dann aber, ihren eigenen Weg zu suchen. Dieser führte sie über Aarau nach Vordemwald, wo sie sich in ihrem Zimmer, das sie zur Verfügung gestellt bekommen hat, sehr wohl fühlt. 

 

Jeden Tag radelt sie nun mit ihrem Velo von Vordemwald zu ihrer Arbeit ins Hotel Zofingen. Wie es in ihrem Leben weitergeht, weiss sie noch nicht so genau. Sicher ist aber: „Ich muss arbeiten. Ich kann nicht ohne. Es spielt keine Rolle, welche Arbeit. Ich muss was machen.“ Deshalb will sie nun auch ihr Deutsch verbessern und sich beruflich weiterentwickeln. „Ich will wissen, wie das in der Schweiz mit der Buchhaltung funktioniert“, meint die Finanzmanagerin lachend – und hat direkt danach Tränen in den Augen: „Falls der Krieg irgendwann fertig ist, möchte ich zurück in die Ukraine gehen. Ich habe dort viele Verwandte und Freunde, die ich vermisse.“

 

Regionale Fachstelle rund um die Themen Integration und freiwilliges Engagement

 

Die Regionale Integrationsfachstelle Zofingen ist die Fachstelle rund um das Thema Integration von zugezogenen Menschen in der Region Zofingen. Die Mitarbeitenden unterstützen mit Beratung und Integrationsangeboten, fördern Projekte und freiwilliges Engagement, kennen regionale Angebote und Akteure und vermitteln brückenbauende Schlüsselpersonen. Die Regionale Integrationsfachstelle Zofingen ist ein Angebot der Gemeinden Aarburg, Bottenwil, Brittnau, Murgenthal, Oftringen, Rothrist, Safenwil, Strengelbach, Uerkheim, Vordemwald, Wiliberg und Zofingen sowie des Kantons Aargau.